Ádám Ulbert
Chinoiserie / Nature reimagined
Parks mit geschwungenen Wegen, anmutigen Wasserflächen, eindrucksvollen Bäume und pointiert gesetzten Gartenbauwerken werden in Mitteleuropa gemeinhin als „Englische Landschaftsgärten“ bezeichnet.
Historisch korrekter wäre es in den meisten Fällen, von englisch-chinesischen-Gärten zu sprechen, da bei der Anlage von Landschaftsgärten am Kontinent ab Mitte des 18. Jahrhunderts Stilmittel des originären Englischen Landschaftsgartens mit Gestaltungsideen aus China kombiniert wurden. Bereits davor und parallel dazu entstanden in den Häusern des europäischen Adels zahllose „chinesische Kabinette“ mit Lacktafeln und Seidentapeten, mit Figuren und Vasen aus chinesischem Porzellan. Man war sehnsüchtig nach der Ferne und versuchte sie im Privaten vielfältig nachzuspielen.
Auch der Künstler Ádám Ulbert versucht sich an solch kulturellen „Übersetzungen“. Für seine Feststiegen-Installation in Schloss Esterházy hat er sich aus dem fernöstlichen Fundus den Gongshi (供石) herausgegriffen. Es handelt sich dabei um ausdrucksstarke, nur von der Natur geformte Kalksteine, die traditionell der Meditation dienten und auch in der chinesischen Gartenkunst eine zentrale Rolle spielen. Ulbert „übersetzt“ solche Steine allerdings als Bronze-Skulpturen, präsentiert sie auf Podesten aus Holzlatten und kombiniert sie mit luftiger Malerei an der Grenze zur Abstraktion. Die Abstufungen des Verstehens und Nicht-Verstehens sind damit vielfältig. In zwei der barocken Nischen sind zudem kostbare Seidentapetenfelder, die Alltagsszenen aus China zeigen, in Ulberts mehrfach reimaginierte Natur mit eingeflochten.