2024

Den Rahmen sprengen - Breaking the Frame

Gewinner*innen des Esterhazy Art Awards 2023

Der Esterhazy Art Award, der seit 2009 im Zwei-Jahres-Rhythmus an ungarische Künstler bis zum vollendeten 45. Lebensjahr verliehen wird, hat zum Ziel, die zeitgenössische Kunst zu fördern und den internationalen Dialog zu stärken. Im Jahr 2023 wurden 18 Positionen aus einer Rekordzahl von 262 künstlerischen Bewerbungen für den Award ausgewählt, um im Ludwig Museum Budapest präsentiert zu werden. Die Überblicksausstellung der jungen Kunstszene Ungarns trug den Titel „Breaking the Frame – Making Future“ und zeichnete sich durch ihre normabweichenden Kunstobjekte aus.

Karina Mendreczky & Katalina Kortmann-Járay, Für Frau Gergely (Version II.)/
/Sie, die den Himmel und die Sterne beobachtete/, 2024

Karina Mendreczky & Katalin Kortmann-Járay erhielten den Esterhazy Art Award für ihre raumimmanente Installation „Sag mir, wo die Blumen sind“, die durch ihre originelle Sichtweise und die Schaffung eines nostalgisch-surrealen Zufluchtsorts für die von der Last der posthumanen Zeit Erschöpften bestach. In der Folgeausstellung „Den Rahmen sprengen – Breaking the Frame“ im Schloss Esterházy präsentierten sie eine neue Installation, basierend auf einem Eintrag vom 1. Mai 1681 aus dem Staatsarchiv Debrecen, in dem Frau Szabó Gergelyné vom Magistrat aufgrund von Zeugenaussagen zur Hexe erklärt und als Strafe verbrannt wurde. Sie bezogen sich auch auf das Dokument „Malleus Maleficarum“ (Hexenhammer), das 1486 in Speyer erstveröffentlicht wurde und das aus der blinden Frauenfeindlichkeit sowie der irrwitzigen Fantasie des deutschen Priesters und Inquisitors Heinrich Kramer entsprang.

Dominika Trapp, Entangled, Engaged, Ensnared, 2023

Dominika Trapp fasziniert durch ihre gleichsam erschreckenden Landschaften, die mit reizvollen, organartigen Öffnungen und Vorsprüngen wie Labyrinthe aus Fallen verwoben sind. Geschichtete Papierblätter mit altertümlichen Zickzackkanten und Papierecken erzeugen eine unheimliche Erzählung, die über die Grenzen der Zeichnungen hinausreicht. Trapps akribisch getuschte Werke werden von einem unzusammenhängenden, schwarzen Horizontstreifen umgeben, der mit schnellen Gesten von der Künstlerin geschaffen wurde. Zsuzsanna Szegedy-Maszák bezeichnete die Installation als eines der zeitgenössischsten Beispiele ungarischer visionärer Landschaftsmalerei in der Ausstellung. Für die Folgeausstellung erweiterte Trapp ihre Zeichnungen um zwei nachgebildete Fallen, die ihre Serie „Entangled, Engaged, Ensnared" abrunden. Seit 2021 führt Trapp Forschungen zu ungarischen Fallen im Bestand des Museums für Völkerkunde durch. Die Werkzeuge, die bei der Jagd verwendet werden, sind hauptsächlich funktionell und dienen weniger ästhetischen Zwecken. Diese flüchtigen Strukturen dienen jedoch als Hintergrund für transformative Begegnungen. Als Portale, die Menschen mit Tieren, Technologie mit der natürlichen Welt und Tod mit Leben verbinden, besitzen sie aufgrund ihrer tödlichen Wirkung moralische und emotionale Kraft.

Gideon Horváth, Unsung Tales, Porzellan mit Bienenwachs auf Metall, 2024

Gideon Horváth überzeugte durch seinen frischen Blick auf das Mythologische und einer Welt als fortlaufenden Prozess‘ des Werdens von immer neuen Gefügen. In der Serie „Unsung Tales" setzt er sich mit der Vereinfachung von Geschichten, Menschen und Situationen in der Gesellschaft auseinander, die häufig linear und polarisiert dargestellt werden. Er hebt hervor, wie in alten Mythen Raum für vielfältige und widersprüchliche Erzählungen existierte, die echte Menschlichkeit in ihrer Ambivalenz besser widerspiegeln. In seinen Werken bringt er Materialien wie das warme, weiche Bienenwachs und das harte, kalte Porzellan und Metall zusammen, die trotz ihrer Gegensätzlichkeit harmonieren. Die Figur des Fauns, verwendet als queere Symbolfigur, verkörpert diese Thematik, indem sie eher unauffällig und verloren in der Zeitgeschichte dargestellt wird, was die subtile Resilienz und oft übersehene Präsenz in großen Erzählungen betont.

Er hat auch die heurigen Installationen in der Feststiege im Schloss Esterházy unter dem Titel "Musen und Metamorphosen" gestaltet.

Rita Süveges, Infrastructure, 2023

Rita Süveges ist die Gewinnerin des ersten Publikumpreises des Esterhazy Art Awards 2023. Sie überzeugte durch den Einsatz von Samt in Kombination mit den Holzelementen, sowie ihren futuristischen Bildmotiven. Die Serie „Infrastructure" illustriert den technologischen Optimismus und führt den Betrachter durch eine Paneele im Stil des sozialistischen Luxus der 1960er Jahre in eine wissenschaftlich-technologische Vision, die eine Fülle an Zukunftsphantasien hervorruft. Basierend auf 3D-Renderings und gemalt in traditioneller Öltechnik auf Samt, verkörpert sowohl die positiven Hoffnungen auf die Zukunft als auch eine Sehnsucht nach einer unvorstellbaren Zukunft, die in der nostalgischen Hülle der Vergangenheit eingewickelt ist.