Kunstkammer-Fusion

Gleichsam als Willkommensgruß an die Gäste befindet sich auch hinter der Rezeption des Hotels Galántha eine kleine Wunderkammer-Abteilung. Auf der obersten Regalebene bieten dort acht gerahmte Fotografien Einblicke in die Objekt-Vielfalt der berühmten Schatzkammer auf Burg Forchtenstein. Ergänzt werden diese buchstäblich wundervollen Fotos jeweils durch moderne Glasstürze, in denen sich einzelne Dekorationsobjekte befinden.

Die ausgestellten Fotografien stammen teils von Manfred Horvath, teils von Andreas Hafenscher und entstanden im Auftrag der Sammlungen der Esterhazy Privatstiftung unter der Anleitung von Florian T. Bayer. Sie zeigen nicht die reale Präsentationsweise der Forchtensteiner Schatzkammer, sondern thematische Ensembles, die eigens inszeniert wurden. So sind unter anderem farbig abgestimmte Objektgruppen aus Holz oder Elfenbein zu sehen, daneben ein Ensemble kunstvoller Uhren und Automaten oder ein Objekt-Ensemble aus dem religiösen Bereich. Die Modernität dieser Inszenierungen tritt besonders durch die starke Beleuchtung der Szenen und die neutralen Hintergrundfolien hervor. Die Fotografien zeigen damit zugleich das Dilemma jeder modern-musealen Präsentation einer Kunst- und Wunderkammer auf: Durch Vereinzelung können die unterschiedlichen Objekte viel präziser in ihrer künstlerischen Eigenart erkannt und vermittelt werden, allerdings schwindet dadurch der Zusammenhang mit ihrem einstigen Kosmos, der die Welt als geordnetes Ganzes repräsentieren wollte.
Die Glasstürze neben den gerahmten Fotografien belegen wiederum eine alltagskulturelle Gegenentwicklung zu dieser modernen Entzauberung. Sie stammen noch von der ersten Bestückung der Regalwände im Hotel, die der Wiener Designer und Stylist Peter Weisz 2022 bewerkstelligt hatte. Während solche Glasstürze früher vor allem in naturkundlichen Museen im Einsatz waren, um empfindliche Objekte zu schützen, kann man sie heute günstig in Einrichtungshäusern kaufen. Sie gehören mittlerweile zur gängigen Dekorationspraxis im Wohnzimmerbereich. Ihren Reiz verdanken sie unter anderem den optischen Verzerrungen ihrer Gläser, die einen magischen Effekt erzeugen: Hinter ihrem Nebel scheinen die darin ausgestellten Objekte lebendig zu werden. Für die Inszenierung einer „Kunstkammer-Fusion“ im Rahmen der VOLIERE wurden jene vorhandenen Dekostücke ausgewählt, die Vögel zeigen, sowie zwei kleine Modelle der Nike von Samothrake
