Leise Krokodile

Um in diesem zentralen Publikumsraum die schwierige Akustik des Tonnengewölbes zu verbessern, wurde der renommierte Bildhauer Peter Sandbichler (*1964 in Kufstein, lebt in Wien) um Hilfe gebeten. Sein skulpturales Konzept knüpft an das berühmte ausgestopfte Krokodil auf Burg Forchtenstein an. Ähnlich wie dort platziert hängen nun in Schloss Esterhazy zwei schilfgrüne „Krokodile“ hoch unter die Decke. Die Überkopf-Skulpturen sind zunächst kaum auffallend, auf der akustischen Wahrnehmungsebene aber deutlich spürbar.

Krokodil von 1706 im Durchgang zum Hochschloss von Burg Forchtenstein, vor barocker Deckenmalerei

Als Material kam ein spezieller Filz mit hoher Absorption zur Anwendung. Dieser wurde zunächst in gewölbte Modelle gepresst und dann als Module vom Künstler zu langen Hohlformen zusammengesetzt. Die Montage unter dem Gewölbe erfolgte mittels dünner Metallschnüre. Die einst mittige Lichtleiste wurde auf zwei seitliche Schienen aufgeteilt. Die alte Baustruktur des Gewölbes und der Sandsteinwand ist damit wieder präsenter. Ergänzt wird die akustisch wirksame Kunst-Installation im Sockelbereich mit drei Filzpaneelen als „Lamperie“.

Wie in den einstigen Kunstkammern der Renaissance künden die beiden „Leisen Krokodilen“ von den fantastischen „Naturalien“ der Welt. Ein Inventar von 1603 überliefert beispielsweise, dass in der Münchner Kunstkammer ebenfalls zwei große präparierte Krokodile unter der Decke hingen.

Deckenskulpturen und Lamperie aus schilfgrünem Akustikfilz und Holz, 2024
von Peter Sandbichler