Zehn Weinfarben
Weine unterscheiden sich nicht nur nach Rebsorte, Lage, Jahrgang, Geschmack und Alkoholanteil, sondern vor allem auch nach Farbe. Das Werk "Zehn Weinfarben" stellt diesen Aspekt in seiner nuancierten Vielschichtigkeit vor. Es sind Bilder, die der Wein autopoetisch selbst von sich gemalt hat.
Damit sich die verschiedenen Weine des Weinguts Esterhazy gut entfalten, hat sie Josef Trattner in geduldigem Verfahren auf Kartons geträufelt. Dort bildeten sie Lachen, trockneten auf, dann kam die nächste Schüttung darüber. Im Bilderfries, der nun im Weingut installiert ist, ist die Farbenpracht und Materialität von Tesoro 2006, Estoras 2011, Prinzessin 2014, Leithaberg 2012, Quin Quin, Merlot 2007, Pinot Blanc 2009, Pinot Noir 2013, Blaufränkisch 2013 und Chardonnay 2013 zu sehen.
Kunstgeschichtlich schließen Trattners Bilder an die Traditionen der "Vera Ikona", also an den Typus des "wahren Bildes" an, das ohne Mittler entsteht, wie z.B. ein EKG-Diagramm oder das Schweißtuch der Veronika, und an die Psychogrammbilder des Informel und des Abstrakten Expressionismus (vgl. Jackson Pollocks Drippings, Hermann Nitschs Aktions-Schüttungen oder die essentielle Farbmalerei eines Morris Louis).
Josef Trattner (*1955 in Semriach / Steiermark, lebt in Wien) ist bildender Künstler und in den letzten Jahren Impresario von „Sofareisen“ durch verschiedene Städte, vor allem in Osteuropa (Tschechien, Polen, Bulgarien, Türkei usw.), bei denen er lokale Literaten und Musiker(innen) auf Plätzen zu öffentlichen Gesprächen zu sich auf ein Schaumstoffsofa einlädt. Auch die erste Hof-Möblierung im MQ Wien (2002) stammt von ihm.