Entwicklungsgeschichte
"Damals habe ich, ohne gewusst zu haben, für wen, in Eisenstadt einen Garten angelegt, durch Gottes Fügung für Sie. Es blühen jetzt Rosen und sonstige Blumen. Ich wollte, Sie kämen bald, sie zu pflücken."
Mit dieser Liebeserklärung aus dem Jahr 1624 des Grafen Nikolaus Esterházy an seine junge Frau Christina Nyáry beginnt die nachweisliche Geschichte des Schlossgartens in Eisenstadt als gartenkünstlerisch gestaltete Anlage unter den Esterházy. Je nach Zeitgeschmack änderte sich der Garten gravierend: Graf Paul Esterházy, der spätere erste Fürst der Familie, ließ die Burg in barocker Manier umbauen und einen ornamentalen Ziergarten anlegen. Daneben existierten noch ein Küchen-, Obst- und Arzneipflanzengarten. Im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts erfolgte die Erweiterung des Gartens und gleichzeitige Umgestaltung in "italienischer Manier" (= Renaissancegarten). Springbrunnen sowie Statuen der griechisch-römischen Mythologie und alttestamentlicher Frauengestalten zierten nun das Gartenprogramm. Im Auftrag von Fürst Paul II. Anton Esterházy entwarf Mitte des 18. Jahrhunderts der lothringische Gartenarchitekt Louis Gervais einen französischen Rokokogarten mit Parterres (= ornamentalen, teppichartigen Beeten), Trillagen und Bosketten.
Fürst Nikolaus II. veranlasste schließlich ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die Umgestaltung in einen englischen Landschaftsgarten. Durch umfangreiche Grunderwerbungen wurde der Park mehr als verdoppelt, heute umfasst er ungefähr 42 Hektar. Auf dem nun stärker ansteigenden Gelände entstand bis 1824, zuerst unter dem fürstlichen Obergärtner Mathias Pölt, dann unter der Oberaufsicht des auch für den klassizistischen Schlossumbau verantwortlichen Pariser Architekten Charles Moreau, eine künstlich angelegte, aber natürlich wirkende Berglandschaft mit einem antikisierenden Rundtempel, einem wild-romantischen Wasserfall und unregelmäßigen Teichen, mit geschwungenen Wegen und mäandernden Wasserläufen, mit kleineren oder größeren Gehölzgruppen, abwechselnd in weiten Wiesenflächen gruppiert. Typologisch imaginiert der Eisenstädter Park den Glücksort „Arkadien“. Arkadien galt bereits seit dem römischen Dichter Vergil als poetischer Hort einer zeitlosen, friedvollen Hirtenidylle. Dieses weit entrückte „griechische Hochland“ war nun am Hang des Leithagebirges und außerhalb des Gartens bekrönt vom Marientempel (der heutigen „Gloriette“) real geworden. Angesichts der politischen und kriegerischen Umbrüche um 1800 war es zugleich eine gebaute Weltflucht. Dennoch enthält der Park auch eine überaus starke Kontrastierung: In seiner Mitte bildet die etwa zeitgleich begonnene Orangerie mit ihrer geometrisch-funktionalen Anlage das präindustrielle Gegenstück zur Idylle.